Pressetext „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ im Kurier vom 5.2.2003

 

K U R I E R  Ausgabe vom: 05.02.2003


Titelseite | Österreich | Ausland | Chronik | International | Sport | Wirtschaft | Kultur-Medien | Multimedia | Leben | Meine Meinung zum Kurier



Nachrichten / Leben

05.02.2003
„Man sieht nur mit dem Herzen gut“
Warum Herztransplantierte die Verhaltensweisen der Spender übernehmen

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“, sagt der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery.

Seit Herztransplantationen machbar sind, entdeckt auch die Herzforschung immer neue Phänomene, die darauf schließen lassen, dass das zentrale Organ des Menschen in gewisser Weise selbstständig denkt. Der Wiener Autor Georg Schmertzing geht in seinem neuen Buch Kraftfeld Herz sogar noch einen Schritt weiter. Seine Botschaft: Der reine Kopf- und Bauchmensch muss lernen, aus dem Herzen zu denken.

Nach IQ und EQ (emotionale Intelligenz) entdecken immer mehr Forscher die Herzintelligenz. Ein Vorreiter ist der amerikanische Arzt Paul Pearsall von der Universität Hawaii. Er behauptet, dass Personen, die Herztransplantate eingesetzt bekommen, häufig Verhaltensweisen und Eigenschaften des verstorbenen Herzspenders übernehmen. Einige Fallbeispiele bezeichnete die Frankfurter Allgemeine Zeitung als „abenteuerlich“. Etwa den lange verheirateten Ehemann, der seine Frau in höchster Erregung mit dem Namen der Frau des Herzspenders anredet. Oder den 52-Jährigen, der nach der Transplantation nicht mehr klassische Musik hört, sondern nur noch Pop, und sich darüber ärgert, dass ihm junge Mädchen durch den Kopf spuken. Pearsalls Erklärung: Das Spenderherz stammte von einem 17-Jährigen.

Spektakulär ist auch der Fall eines jungen Mädchens: Die Herzspenderin war ermordet worden und ihr Mörder nie gefunden. Nach kurzer Zeit träumt die Organempfängerin so präzise von einer Ermordung, dass ihre Psychologin zur Polizei geht. Die Traumangaben führen zum Mörder, der auch gesteht.

Viele Herzchirurgen lehnen Pearsalls Gefühlsduselei ab und halten auch den israelischen Biomediziner Itzak Bentov für provokant, der sagt: „Zentraler Antrieb des Bewusstseinsprozesses auf körperlicher Ebene ist das Herz. Ohne Herz kein Hirn.“

Gleichklang

Eine Fähigkeit des Herzens kann man messen: Die Kohärenz. So nennt man die Gabe von Vogel- oder Fischschwärmen, sich synchron zu bewegen. Sie verständigen sich durch Herz-Schwingungen. Diese Art Gleichklang ist auch bei Menschen, die in eingespielten Gruppen arbeiten, beobachtet worden.

Diese Harmonie, behauptet Georg Schmertzing, könnte jeder Mensch erlernen, wenn er mit dem Herzen denkt, „ohne deshalb den Kopf auszuschalten“. Schmertzing spricht von einer neuen Herz-Kultur, die im Entstehen ist, und es leichter machen könnte, andere Menschen zu verstehen.

Dabei geht es nicht nur um das so genannte Gute sondern um Transparenz.

Die Erforschung des Herzens als psychische Antenne des Menschen steht erst am Anfang. Das Herz scheint mehr zu sein als eine Pumpe oder ein austauschbarer Muskel. Es könnte der Kern eines Kraftfeldes sein, das mit seiner individuellen Schwingung mit allen Schwingungen in Resonanz tritt. Schmertzing sieht das Herz als „Zentrum des Lebens, des inneren Wissens und des intuitiven Erkennens“. Der ehemalige Werbemensch berichtet von der Schamanin Chea, die sagt: „Die Welt ist dabei, ins Zeitalter des Herzens einzutreten.“ Der Mensch müsse Lebenslust, Ganzheit, Klarheit, Frieden, Harmonie und die Annahme des Unerwarteten trainieren.

Ganz ähnlich argumentiert übrigens der US-Vorsorgemediziner Dean Ordin: „Ich habe auf keinem Kardiologenkongress je gehört, dass jemand die Macht der Liebe in die Diskussion hineinbrachte. Merkwürdig, da doch das Herz das Symbol der Liebe ist.“

Susanne Bobek

zurück


Alle Nachrichten dienen der persoenlichen Information. Eine Weiterverwendung und Reproduktion, ueber den persoenlichen Gebrauch hinaus, ist nicht gestattet, alle Rechte liegen bei Kurier online.
Copyright 2003